Digitale Bildbearbeitung in der Ästhetischen Bildung

Ende Juni 2012 liefen erstmalig zwei Workshops des Medienzentrums mit einem Fokus des Einsatzes digitaler Bildbearbeitung in der ästhetischen Bildung. Angefragt wurde über Studierende aus Andrea Sabischs und Manuel Zahns Seminaren (Link zum KVV FuL SS12).
Ein klarer Interessensschwerpunkt der Studierenden lag im Bereich der digitalen Bildbearbeitung für Foto und Film. Auf besonderes Interesse stieß die Einführung zu Dateiformaten und ihrer Verwendung für Druck, Web und Archivierung; zu Bildauflösung, Farbtiefe und Bildkompression; zu subtraktiver und additiver Farbmischung. Dies sind nicht nur Grundlagen für Photoshop sondern für jede Art Arbeit mit digitalem Bildmaterial.
Photoshop als Programm für High-End Bildbearbeitung ist für die ästhetische Bildung nicht nur interessant für die Nachbearbeitung von Fotos oder die Erstellung von Druckvorstufen, sondern auch als eigenständiges gestalterisches Mittel.

Foto von in real nachgestellten Photoshop-Werkzeugen: „Photoshop Print Ad“ by Dklimke, some rights reserved.

Ein Vergleich: Die Produktion von Texten hat sich durch den Einsatz von Textverarbeitungsprogramm wie z.B. MS Word und umfangreichen Webressourcen grundlegend geändert: Copy, Paste und Redo; Verlinkungen und Layoutfunktionen; Online-Recherchen und -Wörterbücher ermöglichen eine Art des Schreibens, die vor dreissig Jahren noch unbekannt, sogar undenkbar war.
Ähnliches ermöglichen heute Bildbearbeitungsprogramme für die Erstellung digitaler Bilder. Die Haptik und funktionale Freiheit physischer Schreib-, Zeichen- und Malwerkzeuge kann durch digitale Medien auf keinen Fall ersetzt werden. Sie können aber ggf. durch diese kreativ erweitert oder ihnen in einem Spannungsfeld entgegengestellt werden.
Collagen und Montagen, ‚Malen mit Licht‘, Filtereffekte, Transparenzen, Unschärfen und Überlagerungen lassen sich z.B. relativ einfach bereits mit den Grundfunktionen von Photoshop umsetzen.

Serena Malyon, Kunststudentin (2010): Vincent Van Gogh (1890) „Prisoners Exercising“, tiltshifted with Photoshop (Link zur Galerie-Website). Ein  Beispiel für die Gegenüberstellung malerisch-analoger und foto-digitaler Bilddarstellung mittels technisch unaufwändiger Bearbeitung durch Photoshop. (Darstellung mit Erlaubnis der Künstlerin)

Es gab im Workshop weiterhin zahlreiche Nachfragen zum Thema Urheberrecht und  alternative Nutzungslizenzen, insbesondere bei den Foto/Film-Interessierten, da das Web einerseits ein umfangreiches Bild- und Filmarchiv mit teils frei verwendbaren Ausgangsmaterialien darstellt, andererseits auch als Galerie, Portfolio oder Vorführraum für die Veröffentlichung eigener Werke und Produktionen genutzt werden kann und prinzipiell eine breite Öffentlichkeit erreicht.
Eine Einführung für Studierende und Lehrende in die distributive Infrastruktur, die Produktionsmittel und Formate der digitalen Bildbearbeitung kann auf Anfrage durch Workshops des Medienzentrum erfolgen. Wir würden damit gerne eine Diskussion um Verwendung und Befremdung digitaler Mittel in der Kunst unterstützen.
Wie Paul Valéry bereits vor über 80 Jahren anmerkte:

„In allen Künsten gibt es einen physischen Teil, der nicht länger so betrachtet und so behandelt werden kann wie vordem; er kann sich nicht länger den Einwirkungen der modernen Wissenschaft und der modernen Praxis entziehen. Weder die Materie, noch der Raum, noch die Zeit sind seit zwanzig Jahren, was sie seit jeher gewesen sind. Man muß sich darauf gefaßt machen, daß so große Neuerungen die gesamte Technik der Künste verändern, dadurch die Invention selbst beeinflussen und schließlich vielleicht dazu gelangen werden, den Begriff der Kunst selbst auf die zauberhafteste Art zu verändern.“
– Paul Valéry (1928) zitiert in Walter Benjamin (1936), „Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit„, S.8 (Suhrkamp 2003)

Artikelbild: Serena Malyon (2010): Vincent Van Gogh (1890) „Landscape at Auvers after the Rain“, tiltshifted with Photoshop (Darstellung mit Erlaubnis der Künstlerin)

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