Der Mann Moses und das Erbe der Psychoanalyse

Andrè Michels (Luxembourg) Psychoanalytiker und Psychiater
Vorträge vom 2. März und 30. März 2008, jeweils um 11 Uhr
Matinée im Jüdischen Salon im Grindel, Grindelhof 59 hinter dem Café Leonar
Mit dem „Mann Moses“, Freuds letzter großer Schrift, wird sein Werk als Text konstituiert. Von diesem Wendepunkt aus ist es möglich, sein Werk neu zu lesen und in ihm das geduldige Weben an einer Schrift zu erkennen, ein Verknoten, das erst die Voraussetzung zu einer Entknotung schafft.
Seine Arbeit am Mythos erfährt somit – rückwirkend – einen grundlegenden Wandel. Er befindet sich – nach dieser Relektüre – nicht mehr in der Rolle des tragischen Helden, der mit seinem Tod noch die Einschreibung in ein Schicksal besiegelt und für die kommenden Generationen festschreibt, sondern in jener des Gesetzgebers, der auf den Buchstaben achtet, und das Subjekt durch einen manchmal peinlichen Formalismus aus jeder Form von Vorbestimmung zu befreien versucht.
Freud macht sich damit ein jüdisches Erbe zueigen, das er in einer säkularisierten Form an die nächsten Generationen weitergibt, die sich ihm allerdings nicht immer gewachsen fühlten. Er instituiert die an seinen Namen gebundene Praxis als Arbeit am Text, von der in den nächsten beiden Vorträgen die Rede sein wird.
In Kooperation mit der Assoziation für die freudsche Psychoanalyse (AFP)