7.7.-9.7.2011: Hyperkult 20 «Trivialisierung»

Wie jedes Jahr findet an der Lüneburger Leuphana Universität, am Institut für Kultur und Ästhetik digitaler Medien, wieder die Hyperkult statt. Das Oberthema „Computer als Medium“ steht hier im Spannungsfeld von technischer, medien-, kultur- und gesellschaftswissenschaftlicher Betrachtung.
Das diesjährige Thema „Trivialisierung“ lässt sich gut verknüpfen mit der Frage nach „Bildung im neuen Medium“. Granuliertes Wissen, intuitive Navigation, spielerisches Lernen en passant – lebenslanges Lernen soll in vielerlei Hinsicht ‚einfacher‘ und ‚effizienter‘ für den Nutzer werden. Ist Bildung aber ohne Widerstände, Konflikte und Irritationen umsetzbar? Wo wird der lernende bzw. belehrte Studierende in Zukunft auf Trivialität stossen, wo auf Komplexität?
Hier sind Erziehungswissenschaftler gefragt!
Untenstehend der Call for Participation.

HyperKult XX – Computer als Medium – Trivialisierung
7.-9. Juli 2011
Leuphana University Lüneburg
Rechen- und Medienzentrum und
Institut für Kultur und Ästhetik digitaler Medien
veranstaltet von der
Gesellschaft für Informatik e. V. (GI), FG „Computer als Medium“, FB Informatik und Gesellschaft
Computer sind so komplex, dass seit je ihr innerer Aufbau vor ihren Nutzerinnen und Nutzern hinter Interfaces versteckt werden musste, damit sie bedienbar wären. Zu diesem Zweck haben Software Engineering und Interfacedesign Strategien des Information Hiding und der funktionalen Segmentierung verfolgt. Systeme wie Doug Engelbarts NLS, Ivan Sutherlands Sketchpad, Alan Kays Dynabook, GUIs, der iTunes Store und das Cloud Computing sind Beispiele hochkomplexer Entwürfe, die große Einfachheit an ihrer Oberfläche zeigen. Ihre Nutzer müssen nicht verstehen, was sich tief im Systeminneren abspielt.
Doch über solcherart Vereinfachungen hinaus überraschen uns neuerdings mobile Geräte und ihre Berührungs-empfindlichen Monitore mit einem neuen Design-Modus: der Trivialisierung von Informationsverarbeitung. Geräte mit der Leistungsklasse von zehn Jahre alten PCs ohne Tastatur, Maus oder Kabeln, die eher wie Schokoriegel oder Schiefertafeln, der Ausstattung von Erstklässlern, aussehen, verführen uns dazu, wieder mit den Fingern zu malen und nach den Objekten unserer Begierde zu grabschen. Und wir sind’s zufrieden und kaufen diese Dinger, millionenweise täglich. Es geht wieder ganz einfach zu, viel simpler, als wir es am PC je akzeptieren würden. Trivialisierte Nutzer betatschen glücklich, was sie vom Monitor zu verlangen gelernt haben. Haptik ersetzt Optik und Intellekt, als ob wir für den Verlust des Materiellen entschädigt werden müssten, den uns die Computer beschert haben. Und dies bringt uns die Wunder der Jetztzeit, etwa interaktive Medienkunst für 99 Cent das Stück im App Store. Ist noch wer überrascht? Ist das alles wirklich dermaßen trivial?
Dabei ist Trivialisierung alles andere als trivial. Programmierung bleibt eine Tätigkeit zwischen Kunst und Magie, und hier sehen wir neue Höhepunkte dieser Fertigkeiten, vor denen ein Erblassen in Ehrfurcht nicht verkehrt wäre.
Dieser Trend wirkt sogar in Informationssystemen im Großen, vor allem solchen höchster Akzeptanz: Googles Page Rank ersetzt Signifikanz; iPods wollen keine Computer sein; Facebook trivialisiert schlechterdings, was einmal Freundschaft hieß, und uns bleibt nur zu hoffen, dass alle dieses als Metapher verstehen; Cloud Computing stiehlt sich aus der Verantwortung für Daten.
Werden Computer zu trivialen Maschinen, der „love affair of the western culture“, wie Heinz von Förster sie nannte? Ist nun das Feuilleton der Ort der Kritik des Digitalen, nicht mehr die Ecken der Assemblerprogrammierer? Braucht es keinen Durchblick mehr? Ist alles tatsächlich so trivial geworden?
Wir möchte mit Ihnen diese Fragen diskutieren auf dem diesjährigen HyperKult-Workshop, dem zwanzigsten seiner Reihe. Beiträge aus Wissenschaft und Kunst sind hoch willkommen. Bitte senden Sie uns Ihre Skizzen, Abstracts und Ideen, nicht mehr als ein oder zwei Seiten lang, per E-Mail an:
hyperkult[at]leuphana[dot]de
bis zum 23. April 2011.
Bis zum 8. Mai erhalten Sie Nachricht darüber, ob Ihr Beitrag ins Programm aufgenommen wurde.
Programmkomitee:
Lena Bonsiepen, Wolfgang Coy, Rolf Großmann, Wolfgang Hagen (angefragt), Jochen Koubek, Andreas Möller (angefragt), Claus Pias, Martin Schreiber, Georg Christoph Tholen, Georg Trogemann (angefragt), Anna Tuschling, Martin Warnke

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