Digitale Schlüsselkompetenzen
Editorial des Workshopheftes für das Sommersemester 2019.
Digitale Schlüsselkompetenzen!
Mit den universitären Studienanforderungen gehen zahlreiche „unausgesprochene“ Anforderungen einher. Viele von ihnen sind digitaler Art. Sollen z.B. forschungsmethodische Fähigkeiten im Rahmen eines Forschungskolloquiums oder Seminars erworben werden, so geht damit auch einher, dass die Studierenden in der Lage sind, Datensätze nachzuvollziehen oder selbst zu erheben. Dazu braucht es skills, mit entsprechenden Programmen umzugehen. Gilt es als Studienanforderung, Hausarbeiten zu schreiben, so braucht es Kompetenzen in Textverarbeitungsprogrammen oder auch Tabellenkalkulationen, einiges wird auch erleichtert durch Zitierprogramme und weitere nützliche digitale Werkzeuge: Für viele Studierende ist die Nutzung vieler Programme nicht geläufig und die meisten treffen insbesondere zum Studienbeginn auf Schwierigkeiten in der Nutzung oder betreiben unnötig Mehraufwand. Neben den mitschwingenden Anforderungen der Uni im digitalen Bereich, gibt es zahlreiche weitere anwendungsbezogene digitale Kompetenzen, von denen ein Erwerb während des Studiums sinnvoll wäre: Die Nutzung und Gestaltung digitaler Angebote im Unterricht, darunter fällt z.B. der Umgang mit einem Smartboard oder aber die Auseinandersetzung mit Datenschutz im Schul- oder Unialltag. Bei Mediennutzung geht es somit nicht um die Technik an sich. Vielmehr geht es um „die Fähigkeit eines Menschen, Medien und mediale Werkzeuge souverän für die eigenen Ziele und Bedürfnisse zu nutzen und selbst-, medien- und gesellschaftsbezogen zu reflektieren […] – um Mündigkeit und Partizipation.“ (Knaus 2018, S. 35). Für das Studium und die spätere Berufspraxis heißt das, sich über eigene Ziele klar zu werden und seine digitalen Kompetenzen so auszubauen, dass sie diese unterstützen. Zusätzlich ist es sinnvoll, die spätere Arbeitgeberperspektive zu betrachten: Welche Anforderungen herrschen im digitalen Bereich nicht nur an der Universität, sondern auch der späteren pädagogischen Praxis? Word, Excel? – fast immer. Anwendungssicherheit und kreative Nutzung von Smartboards? Kompetenzen der videographischen Aufnahme und Bearbeitung von Foto und Film? Fähigkeiten mit Programmen wie MAXQDA und SPSS umzugehen? Die Kenntnis und Reflexion datenschutzrechtlicher Grundlagen? Das alles sind Fähigkeiten und Kenntnisse, die sich als nützlich oder gar erforderlich zeigen können. Insofern stellen sie digitale Schüsselkompetenzen für angehende Lehrer*innen und Pädagog*innen dar.
Schlüsselkompetenzen – ein umstrittener Erwerb wichtiger Kompetenzen
Schlüsselkompetenzförderung wirkt komplementär zu den universitären Fachveranstaltungen (Rogmann 2013, S. 45), d.h. es wird – anders als in regulären Lehrveranstaltungen – kein Fachwissen vermittelt, sondern anwendungsbezogene, teilbereichsübergreifende Kompetenzen wie z.B. den Umgang mit Excel oder SPSS. Seit einigen Jahren sinkt die Vermittlung von Schlüsselkompetenzen im Rahmen des regulären Lehrangebots; eine Folge der hochschulpolitischen Debatte darum, ob Universitäten berufsausbildend sein und sich auch an den Interessen späterer Arbeitgeber*innen orientieren sollten. Diese Frage ist sicherlich nicht leicht zu beantworten, zweifelsohne sollte das universitäre Lehrangebot nicht lediglich durch Marktinteressen bestimmt sein. Die politischen Debatten dazu, die in den letzten Jahren zunehmend abstrakt und polarisierend scheinen, laufen Gefahr, von den konkret praktischen Problemen Studierender oder angehender Pädagog*innen abzulenken: Steht ein*e Referendar*in vor einer Klasse und weiß nicht, wie das Smartboard zu bedienen ist, beansprucht das Erlernen möglicherweise nicht nur Zeit, die man zu Berufsstart kaum hat, sondern bedingt auch didaktische Möglichkeiten. Anwendungskompetenzen bereits während des Studiums zu erlernen, bietet auch die Chance, die im Studium aufkommenden didaktischen und theoretischen Inhalte mit dem Anwendungswissen z.B. der Smartboardnutzung, zu verbinden. Ähnlich ist die Nutzung von Microsoft Office oder (open Source) Alternativen meist digitale Schlüsselkompetenz. Für das Studium ist hingegen die Kompetenz in Statistikprogrammen oder auch Zitierprogrammen unabdingbar. Weit weg von hochschulpolitischen Debatten verzweifeln Studierende z.B. am Empirieteil ihrer Abschluss- oder Hausarbeit, weil ihnen entsprechende digitale Schlüsselkompetenzen nicht vermittelt wurden. Und dennoch werden sie vorausgesetzt. Stimmen institutionelle Anforderungen und Angebote nicht ausreichend überein, kann das die Studienzufriedenheit durchaus stark beeinflussen.
Angebote zu digitalen Schlüsselkompetenzen im Medienzentrum!
Dass sich Lehrende wie Studierende der Fakultät für Erziehungswissenschaft mehr Angebote im digitalen Bereich wünschen, zeigt auch eine Befragung (2019) an der UHH durchgeführt von Medienzentrum der Fakultät für Erziehungswissenschaft. An eben diesen Bedarf knüpft das Medienzentrum mit seinem Workshopangebot an. Eine große Spannbreite an Workshops deckt eine hohe Anzahl an studien- und berufsbezogenen digitalen Schlüsselkompetenzen ab: Von Statistik – und Zitierprogrammen, über Word, Excel, PowerPoint, Latex sowie rechtlichen Grundlagen zu digitalen Daten und Datenschutz bis hin zu Smartboardnutzung, WordPress, barrierefreie Unterrichtsgestaltung, professionellem Videoschnitt und Bildbearbeitung und vielem mehr, bietet das Medienzentrum kostenfrei und (meist) niedrigschwellig Workshops an. Sie sind als Angebote, die das Studium und die Berufswelt erleichtern und bereichern, konzipiert. Alle Studierenden aber auch interessierte Lehrende sowie alle anderen Mitglieder der Fakultät sind herzlich eingeladen, an den Workshops des Medienzentrums teilzunehmen! Digitale Schlüsselkompetenzen sind wichtig, besonders heute (2019) und morgen, in der Berufspraxis, womöglich noch mehr.
Quellen
Knaus, T. (2018). Gegeneinander – Nebeneinander – Miteinander? merz, 62 (4), 34–42.
Rogmann, J. J. & Meyer, M. (2013). Affirmatives Kompetenztraining oder reflexive Bildungserfahrung: Ist die Förderung von Schlüsselkompetenzen an deutschen Universitäten am Scheidepunkt? SQ-Forum: Schlüsselqualifikationen in Lehre, Forschung und Praxis (1), 41–62.