Studieren 2.0

Editorial des KVV Medien&Bildung für das Sommersemester 2008
Seit geraumer Zeit geistert es nun durch die Medien, beschäftigt Medienwissenschaftler, Soziologen, Pädagogen – das Schlagwort Web 2.0. Mit diesem Begriff wird suggeriert, dass sich das World Wide Web nun in seiner zweiten Version befindet. Die erste Version, das Web 1.0, war in erster Linie ausgerichtet auf die Bereitstellung von statischen Inhalten, ein digitaler Distributionsweg für Informationen wurde etabliert – zusätzlich zur Bereitstellung von Informationen im Printformat. Das Web 1.0 war dominiert durch die Digitalisierung einer immer noch typographisch geprägten Kultur. Web 2.0 hingegen bedeutet, dass sich das WWW von einem mehr oder weniger statischen Informationsmedium zu einem Mitmach-Web gewandelt hat, von einem Behälter zu einer Ansammlung von Anwendungen. Inhalte werden in steigendem Maße von den Nutzern bereitgestellt, kommentiert, verlinkt, (kollaborativ) weiterbearbeitet und verteilt. Durch einfach zu nutzende Webanwendungen ist jeder Nutzer potentiell auch zugleich ein Autor. Laut der JIM-Studie 2007 wird das Netz von vielen Jugendlichen zunehmend auch als Kommunikationsmedium genutzt; die Bedeutung von Social Networking Plattformen zur zeit- und ortsunabhängigen Kommunikation ist in den letzten Jahren stetig gewachsen.
Diese Veränderungen bringen einen veränderten Umgang mit Wissen und Information mit sich, was natürlich auch spürbare Auswirkungen auf Bildungsinstitutionen wie Universitäten hat. Insbesondere die jetzt in die Universität eintretende Studierendengeneration nutzt vermehrt Web 2.0 Technologien. Sie vernetzen und organisieren sich über Social Networking Plattformen, nutzen Wikis und Weblogs, besonders die Online-Enzyklopädie Wikipedia. Marc Prensky bezeichnet diese Generation Studierender als „Digital Natives“, als in eine digital vernetzte Kultur Hineingeborene; in eine ähnliche Richtung geht der von Don Tapscott geprägte Begriff der „Net Generation“.
Wenn sich nun – wie die aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen erahnen lassen – die Kommunikationsprozesse nachhaltig ändern, welche Auswirkungen wird das auf die Organisation des Studiums haben? Wird es – ähnlich dem Wandel vom ausschließlichen Nutzer zum potentiellen Autor – auch eine Verän derung der Rollenverteilung von Lehrenden und Studierenden geben? Bisher waren Lehrende in erster Linie Vermittler von Wissen, sie gaben ihr Wissen in Vorlesungen und Seminaren an die Studierenden weiter, in einer Art und Weise, die Vilém Flusser als „Theaterdiskurs“ bezeichnete. Insbesondere mit Hilfe von Social Software können Studierende jedoch aktiv an Prozessen der akademischen Wissensvermittlung und der Gestaltung von Lehr- und Lernprozessen teilhaben. Befördert durch die technologische Entwicklung findet das Studium also in zunehmendem Maß in Strukturen statt, die eher einem „Netzdialog“ ähneln – nach Flusser eine Kommunikationsform, die dadurch gekennzeichnet ist, dass Informationen und Wissen nicht ausschließlich weitergegeben, sondern gemeinsam produziert und synthetisiert werden.
All diese Beobachtungen resultieren in der einen Frage: Bewegen wir uns derzeit auf einen „Versionswechsel des Studierens“ zu, vom Studieren 1.0 zum Studieren 2.0?
Im Projekt ePUSH möchten wir diesen Prozess begleiten und aktiv mitgestalten. Im Rahmen der Maßnahme Community Building erweitern wir im Laufe des Sommersemesters unter der URL http://life.epb.uni-hamburg.de das Informationsangebot der Fakultät EPB um ein interaktives, partizipatives Webportal , das es Studierenden und Lehrenden gleichermaßen erlaubt, an aktuellen Diskussionen rund um das Studium und das Leben an der Fakultät teilzuhaben. Integriert in das Webportal wird ein soziales Netzwerk für Studierende eingerichtet, das es ihnen ermöglicht, auf eine einfache und zeitgemäße Weise miteinander zu kommunizieren und sich zu organisieren.
Wir freuen uns auf Ihre rege Beteiligung und auf interessante Diskussionen zu einer neuen Lehr- und Lernkultur.

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