Ironisierung des Schicksals
Es ist nicht einfach, allseits akzeptierte soziokulturelle Konstruktionen sichtbar zu machen, sobald sie, einmal über die Generationengrenze getragen, zum Bildungsgut geworden sind.
Die Entscheidung etwas für bare Münze zu nehmen, was nur ein Arbeitstitel, ein Slogan oder eine Modeerscheinung ist (oder war), ohne dabei das Ernstgenommene ernster zu nehmen als das Ernstnehmen selbst: Kann man das als Ironie 2.0 bezeichnen? Oder als Post-Ironie?
Wenn die Spieler des soziokulturellen Spiels aus reinem Selbsterhaltungstrieb die Regeln des Spiels als unumstößlich ansehen müssen, dann lässt sich mit Caillois sagen:
„The confused and intricate laws of ordinary life are replaced, in this fixed space and for this given time, by precise, arbitrary, unexceptionable rules that must be accepted as such and that govern the correct playing of the game.“
– Caillois (1958), „Men, Play and Games“
Aber was ist das korrekte Spielen von ‚Bildung‘, ‚Kultur‘, ‚Ökonomie‘?
Eine der Methoden, die blinden Flecke der Gesellschaft durch Verwirrung, Abscheu und/oder Gelächter in das Gesichtsfeld zu rücken, ist die ironische Brechung, zum Beispiel durch die Überaffirmation bei den „Yesmen“ (1990er ) oder in deutscher literarischer Tradition durch die Neukontextualisierung wie bei Paasche (1921), Scheurmann (1920) oder Rosendorfer (1985).
Nun sind diese Formate als öffentlicher performativer Akt aufwändig in der Vorbereitung und Durchführung, und der Roman dazu noch fordernd in der Distribution und Rezeption. Setzt man voraus, dass Content zu immer kleineren Formaten zusammenschrumpft, wie sähe dann ein metakommunikativer Akt für Twitter-Nutzer, Micro-Blogger und Casual Gamer aus, der im vollen Ernst mit den Begrenzungen des Mediums spielt?
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