Radikaler Konstruktivismus und eLearning

„Es gibt genau 10 Arten von Menschen. Solche, die das Binärsystem verstehen, und solche, die dies nicht tun.“
– Traditioneller Informatikerwitz
Steckkasten
‚Neue‘ Medien versprechen eine neue Kultur des Lehrens und Lernens. Das ist aus konstruktivistischer Sicht prinzipiell wünschenswert, allerdings ist ‚der‘ Konstruktivismus in dieser Hinsicht nicht nur als Theorie eines subjektiven und persönlich relevanten Wissens zu verstehen, sondern in seiner radikalen Form auch als ein epistemologischer Ansatz.
Das Problem besteht bildungstheoretisch nicht nur im geschickten Aufbau eines individualisierten Wissenssystems, wie es im Studium oder im Beruf Anwendung findet. Es geht vor allem um die Erkenntnis der prinzipiellen Konstruiertheit von Systemen und der konstituierenden Funktion systemimmanenter Blinder Flecken, die unsere Wahrnehmungen und damit Entscheidungen und Handlungen steuern, seien sie nun individueller oder kultureller Natur.
Eine (Wissens-)Konstruktion ist nur dann als solche wahrnehmbar, wenn der Konstrukteur ein paar Schritte von seinem Werk Abstand nehmen, wenn er also die Möglichkeit zur Differenz wahr-nehmen kann.
Insofern wäre eine exklusiv lineare, versionsnummerierte oder gar ‚zwangsläufige‘ Abfolge von Medien und Lehrmethodiken – vom ‚Überholten‘ zum ‚Innovativen‘ – im radikal konstruktivistischen Sinne genau so wenig wünschenswert wie ein Beharren auf dem einen erprobten Standard.
„Wenn ein Problem wieder und wieder auftaucht und keine Lösung gefunden werden kann, dann sollte man nicht danach fragen, was die Vertreter gegensätzlicher Standpunkte voneinander unterscheidet, sondern was sie gemeinsam haben. Das ist der Punkt, wo die Quelle des Missverständnisses liegen muss!“
– Gotthard Günther: Das Bewußtsein der Maschinen. Eine Metaphysik der Kybernetik. AGIS Verlag 2002
Weitere Quellen:

  • Glasersfeld, Ernst von: Radikaler Konstruktivismus. Ideen, Ergebnisse, Probleme. Suhrkamp Verlag 1997
  • Schmidt, Siegfried J.: Kalte Faszination. Medien – Kultur – Wissenschaft in der Mediengesellschaft. Velbrück Wissenschaft Verlag 2000
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